Stephanuskirche
Es kam selten vor, dass zu DDR-Zeiten ein kirchliches Gemeindezentrum gebaut wurde und dann noch am Osthang des Ettersbergs, an dessen Westhang im nationalsozialistischen Reich das Konzentrationslager Buchenwald lag. Die Kirche möchte ein Ort werden, an dem zum Segen der Menschen die Versöhnung gepredigt wird, dass Gott in Jesus Christus die Welt mit sich versöhnt hat, damit auch wir miteinander als Versöhnte leben können. Die Urkunde, die am 25. Juni 1964 in den Grundstein der Schöndorfer Kirche gelegt wurde, beschreibt die hier zu leistende Aufgabe.
Und die Kirchengemeinde macht seither die Möglichkeiten dieses kompakten Gemeindezentrums fruchtbar. Der Grundsteinlegung ging ein langes Ringen voraus: Mal hatte man vorsorglich schon das Baumaterial besorgt, das dann gestohlen wurde, mal einen Bauplatz, auf dem plötzlich statt der evangelischen die katholische Kirche Sankt Bonifatius gebaut und 1956 geweiht wurde, mal die Baugenehmigung, die wieder zurückgezogen wurde, weil der Verkehr auf der Überlandstraße gefährdet sei und danach war der Obstbaumbestand zu wertvoll. Der DDR-Staat bremste, aber die Schöndorfer gaben nicht auf, und das Dranbleiben an der eigenen Überzeugung scheint bis heute ein Spezifikum der Kirchgemeinde zu sein.
Der Wunsch der gewachsenen Gemeinde nach einem eigenen Gotteshaus reicht sogar bis 1940 zurück, als die Rosa-Luxemburg-Siedlung, damals Otto-Eberhardt-Gartenstadt, entstand, in die viele Mitarbeiter Metall verarbeitender Berufe aus dem Rheinland und Schlesien kamen, angezogen von dem wachsenden Weimar Werk. Bauplatzsuche und Bemühen um eine Baugenehmigung verstärkten sich 1947, Schöndorf formierte sich als selbstständige Kirchengemeinde, während sie bis dahin zu Kromsdorf bzw. Tiefurt gehörte. Kirchengemeindliches Leben fand in der alten Dorfschule statt, wo man sich eingemietet hatte.
Arn 15. Mai 1966 wurde die Stephanuskirche (weil der erste Märtyrer der Christenheit dem Anliegen der Kirchengemeinde am nächsten kam) in Weimar-Schöndorf durch den damaligen Landesbischof Dr. Moritz Mitzenheim und Superintendent Friedrich Victor geweiht. Es war ein Bau voll Symbolkraft entstanden. Die Konzeption stammte von dem Architekten Dipl.-Ing. Klaus Kaufmann. Der Grundriss der Kirche ist wie ein Schiff gestaltet, mit Kurs gen Osten, der Taufstein findet sich gleich am Eingang. Hinter dem Altar durchbricht das Auferstehungskreuz die Dornenhecke. Gestaltet hatte die eindrucksvolle Altarwand der Eisenacher Metallgestalter Günther Laufer aus Stanzabfällen. Der rote Ziegelfußboden erinnert an die blutgetränkte Erde des Ettersberges.
In den folgenden 40 Jahren entwickelte sich die Stephanuskirche fast zu einer Art Wallfahrtskirche. Das zentrale Bonhoeffer Gedenken fand beispielsweise 1985 im Beisein aller DDR-Bischöfe in Schöndorf statt - übrigens die erste Übertragung einer kirchlichen Veranstaltung im DDR-Fernsehen. Doch es war nicht nur diese besondere Kirche, auch die Kirchengemeindeaktivitäten zogen viele Besucher an. Ob Posaunenchor, Spielkreis, Kirchenchor, Kinderchor, Seniorenkreis, Besuchsdienst, Lobpreisgottesdienst und Abendsegen - in Schöndorf war und ist immer viel los.
Heute sind Schöndorf und Großobringen mit seinen vier angrenzenden Dörfern zu einem Pfarramt zusammengeschlossen.
Wir haben in Schöndorf seit Sommer jeden Mittwoch und Donnerstag von 10 bis 15 Uhr die Kirche geöffnet. Zwei Aufsteller dienen als Hinweis.
Pfarrerin Charlotte Reinhold
Pfarrbereich Schöndorf-Großobringen
Unterdorf 110
99439 Großobringen
Tel: 03643 491587